Endodontie

Die Endodontie ist jener Teilbereich der Veterinärzahnmedizin, welcher sich mit der Diagnose, Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten und Verletzungen des Zahnmarks sowie des umgebenden Gewebes der Zähne von Tieren befasst. Die Zahnpulpa ist der innerste Teil des Zahns. Dieser enthält die Blutgefäße, Nerven sowie das Bindegewebe und wird daher umgangssprachliche auch als „Zahnnerv“ bezeichnet.

Genau wie in der menschlichen Zahnmedizin können auch Tiere unter Zahnproblemen leiden, die eine endodontische Behandlung erfordern.

Einige häufige Gründe für endodontische Eingriffe in der Veterinärmedizin sind:

Gebrochene Zähne

Bei Tieren, insbesondere bei Hunden, kann es durch Traumata, Kauen auf harten Gegenständen (Knochen, Äste, Steine etc.) oder Unfälle (Autounfall, Kämpfe etc.) zu Zahnfrakturen kommen. Wenn die Fraktur die Zahnpulpa freilegt, wird dies immer zu Infektionen und Schmerzen führen.

Zahnverfall

Karies kann, wenn auch selten, bei Tieren auftreten und zur Freilegung der Pulpa führen.

Pulpitis

Eine Entzündung der Zahnpulpa, die so genannte Pulpitis, kann durch verschiedene Faktoren wie Infektionen, Traumata (Hitze, Erschütterung etc.) oder tiefe Karies entstehen.

Apikale Abszesse

Eine Infektion der Zahnpulpa kann zur Bildung eines Abszesses an der Wurzelspitze des Zahns führen. Dies löst Schmerzen und Schwellungen in den umliegenden Geweben aus und kann oft nur mittels Zahnröntgen oder Cone-beam CT nachgewiesen werden. Aus unbehandelten Abszessen können Fistelungen entstehen, die sich entweder nach außen entleeren, oder in den Blutraum eintreten. Unbehandelt führt dies im schlimmsten Fall zu einer Bakteriämie oder sogar Sepsis (Blutvergiftung).

Endodontische Chirurgie

In einigen Fällen können fortgeschrittene endodontische Verfahren wie eine Wurzelkanalbehandlung oder sogar eine Extraktion erforderlich sein, um Zahnprobleme zu beheben und gleichzeitig den betroffenen Zahn zu erhalten.

Endodontische Eingriffe in der Veterinärmedizin ähneln im Allgemeinen denen der menschlichen Zahnheilkunde, sind aber an die Anatomie und Größe der Zähne des Tieres angepasst. Diese Verfahren erfordern eine spezielle Ausbildung und umfangreiche Ausrüstung. Endodontische Behandlungen bei Tieren werden in der Regel von Tierzahnärzten oder Tierärzten mit fortgeschrittener Ausbildung in Zahnmedizin durchgeführt.

Übliche Schritte bei endodontischen Behandlungen

1

Diagnostische Bildgebung

Röntgenaufnahmen oder andere bildgebende Verfahren (Cone-beam CT) werden eingesetzt, um das Ausmaß der Zahnerkrankung zu beurteilen und die geeignete Behandlung zu planen.
2

Anästhesie

Für die meisten zahnmedizinischen Verfahren, einschließlich der Endodontie, müssen die Tiere unter Vollnarkose gesetzt werden, um ihr Wohlbefinden und ihre Sicherheit zu gewährleisten. Zusätzlich bekommen Patienten des Vetklinikums sogenannte Lokal- oder Leitungsanästhesien, um Schmerzen noch gezielter auszuschalten und die Belastung durch die Allgemeinnarkose zu reduzieren.
3

Öffnung des Zugangs

Die Krone des betroffenen Zahns wird geöffnet, um Zugang zur Pulpakammer und den Wurzelkanälen zu erhalten.
4

Reinigung und Desinfektion

Das infizierte oder beschädigte Pulpagewebe wird entfernt, die Pulpakammer und Wurzelkanäle werden gründlich gereinigt und desinfiziert. Auch hier bieten wird, als eine der wenigen tiermedizinischen Einrichtungen Europas, lasergestützte Desinfektion an.
5

Füllung und Versiegelung

Nach der Reinigung werden die Wurzelkanäle mit einem biokompatiblen Material gefüllt, um zukünftige Infektionen zu verhindern. Die Zugangsöffnung in der Krone wird mit einem geeigneten Dentalmaterial verschlossen und versiegelt. Diese Zahnfüllungen werden aus der Zahnfärbung angepassten neuesten Füllmaterialien (Hybrid-Compositen) gemacht (Amalgamfüllungen werden im Vetklinikum nicht mehr verwendet!).
6

Nachsorge

Bei Tieren, die sich einem endodontischen Eingriff unterziehen, sind unter Umständen Nachsorgeuntersuchungen erforderlich, um die Heilung zu überwachen und den Erfolg der Behandlung sicherzustellen. Die erforderlichen Protokolle wurden aus der Humanmedizin übernommen und umfassen Röntgenkontrollen der folgenden 4 Jahren. Wir informieren Sie gerne!

Insgesamt spielt die Endodontie in der Tiermedizin eine entscheidende Rolle bei der Linderung von Schmerzen, der Vorbeugung weiterer Komplikationen und der Verbesserung der Mund/Maulgesundheit und des Wohlbefindens von Tieren. Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Haustier eine endodontische Behandlung benötigt, ist es wichtig, einen Tierarzt oder Tierzahnarzt im Vetklinikum zu konsultieren, um eine angemessene Diagnose, Behandlungsempfehlungen und auch Kostenübersicht zu erhalten.