Hinkt ihr Hund plötzlich an einem Hinterfuß oder belastet es nicht mehr richtig? Das können Anzeichen für einen Kreuzbandriss sein. In diesem Fall sollten Sie so früh wie möglich einen Tierarzt kontaktieren!
Erkennen eines Kreuzbandrisses beim Hund
Ein Kreuzbandriss zählt zu den häufigsten orthopädischen Erkrankungen bei Hunden. Im Gegensatz zu Katzen oder Menschen liegt die Ursache bei Hunden meist in einem degenerativen Prozess des Kreuzbandes. Die genauen Gründe sind noch unklar, doch die Folge ist oft ein Riss des Kreuzbandes, selbst bei alltäglichen Bewegungen wie Laufen, Spielen oder Springen. Ein Kreuzbandriss kann sowohl teilweise als auch vollständig auftreten, was zu unterschiedlichen Ausprägungen der Lahmheit führen kann.
Häufige Symptome eines Kreuzbandrisses beim Hund:
- Plötzliche Lahmheit: Der Hund beginnt plötzlich zu humpeln oder belastet ein Bein nicht mehr.
- Schwellung im Kniebereich: Das betroffene Knie kann anschwellen und empfindlich auf Berührungen reagieren.
- Schmerz: Der Hund zeigt Schmerzreaktionen, wenn das Kniegelenk bewegt wird, insbesondere bei maximaler Streckung des Kniegelenks.
- Instabilität im Knie: Das Kniegelenk fühlt sich wackelig an, als ob es nachgeben würde.
- Verändertes Gangbild: Der Hund versucht, das verletzte Bein zu schonen, was zu einem ungleichmäßigen Gang führt.
- Verändertes Sitzen:Der Hund streckt plötzlich ein Bein beim Sitzen zur Seite hin ab.
Die oben genannten Symptome können für Besitzer einen Hinweis auf einen Kreuzbandriss bieten. Es ist wichtig, bei Anzeichen einer plötzlichen Lahmheit oder Schmerzen im Kniebereich einen Tierarzt aufzusuchen, um eine genaue Diagnose zu erhalten und Folgeschäden zu vermeiden.
Diagnose eines Kreuzbandrisses
Die Diagnose eines Kreuzbandrisses erfolgt in der Regel durch eine orthopädische Untersuchung:
- Schubladentest: Hierbei wird der Unterschenkel im Verhältnis zum Oberschenkel verschoben. Bei einem Kreuzbandriss zeigt sich eine erhöhte Beweglichkeit.
- Tibiakompressionstest: Bei Fixation des Kniegelenks wird das Sprunggelenk gebeugt. Durch die Wadenmuskulatur und Achillessehne wird dadurch der Unterschenkel nach oben gegen den Oberschenkel gedrückt. Durch ein nach hinten abfallendes Unterschenkelplateau (siehe Bilder) wird der obere Anteil des Unterschenkels nach vorne (Kranial) gedrückt.
Bei einem teilweisen Kreuzbandriss kann die Diagnose schwieriger sein und es sind möglicherweise zusätzliche bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) notwendig. In seltenen Fällen ist eine Arthroskopie (Gelenkspiegelung) für die endgültige Diagnose erforderlich.
Behandlung eines Kreuzbandrisses beim Hund
Die Behandlung eines Kreuzbandrisses beim Hund unterscheidet sich grundlegend von der beim Menschen, da ein konservativer Therapieansatz durch die Instabilität des Kniegelenks zu Arthrosen, also sekundären Veränderungen, im Kniegelenk führt. Dementsprechend ist eine chirurgische Therapie die Behandlung der Wahl. In den letzten Jahrzehnten hat sich hier die Tibial Plateau Leveling Osteotomie, also TPLO-Operation, als Methode der Wahl etabliert. Aufgrund der zahlreichen Vorteile dieser Methode empfehlen wir diese Methode bei allen Hunden ungeachtet der Größe oder des Gewichts.
TPLO-Operation im Detail
Bei der TPLO wird das Tibiaplateau (die gelenkbildende Oberfläche des Unterschenkels) fast senkrecht zur Längsachse des Knochens ausgerichtet. Dies verhindert das Vorverlagern des Schienbeins bei Belastung, stabilisiert das Kniegelenk und führt so zu einer schnellen Linderung der Symptome.
Nachsorge und Heilungsprozess nach der TPLO-Operation beim Hund
Die Nachsorge nach einer TPLO-Operation ist entscheidend für den erfolgreichen Heilungsverlauf. Ein gut strukturierter Plan sorgt dafür, dass Ihr Hund schnellstmöglich wieder zu voller Gesundheit zurückkehrt. Hier sind die wesentlichen Schritte und Zeitpläne für die Nachsorge, inklusive Kontrollröntgen und Physiotherapie:
1. Erste Phase (Woche 1–2): Ruhe und Wundversorgung
- Ruhighaltung: Der Hund muss strikt ruhig gehalten werden. Bewegungen sollten auf ein Minimum beschränkt werden, um die Heilung der Weichteile und des Knochens nicht zu gefährden. Spaziergänge sollten nur an der Leine und nur für kurze Zeiträume zur Erleichterung des Harn- und Kotabsatzes erfolgen.
- Kühlen der OP-Wunde: In den ersten Tagen nach der Operation können Coolpacks die Schwellung der OP-Wunde positiv beeinflussen.
- Wundversorgung: Der Hund trägt einen Halskragen, um das Belecken der Operationswunde zu verhindern. Die Wunde sollte regelmäßig von Ihrem Haustierarzt kontrolliert werden. Falls Nähte vorhanden sind, sollten diese nach etwa zwei Wochen entfernt werden.
- Medikamente: Schmerzmittel und gegebenenfalls Antibiotika werden verabreicht, um Schmerzen zu lindern und Infektionen vorzubeugen.
2. Zweite Phase (Woche 3–6): Beginn der Rehabilitation
- Leichte Bewegung: Nach der zweiten Woche können leichte, kontrollierte Bewegungen langsam wieder eingeführt werden. Der Hund darf weiterhin nur kurze Spaziergänge an der Leine absolvieren, und die Bewegung sollte auf ebene Flächen beschränkt werden.
- Physiotherapie: Die physiotherapeutische Behandlung beginnt in der dritten Woche. Zu den typischen Maßnahmen gehören passive Bewegungstherapie, kontrolliertes Gehen und Hydrotherapie (wie Unterwasserlaufbänder), um die Gelenkbeweglichkeit zu fördern und die Muskulatur zu stärken.
- Erster Kontrollröntgen: Um die Heilung des Knochenschnitts zu überprüfen, erfolgt nach etwa 6 Wochen eine radiologische Untersuchung. Diese zeigt, wie gut die Osteotomie verheilt und ob die Stabilität der Knochenplatten gewährleistet ist.
3. Dritte Phase (Woche 7–12): Gesteigerte Aktivität
- Schrittweise Belastung: Die Bewegungsfreiheit des Hundes kann nun schrittweise erhöht werden, immer noch unter strikter Kontrolle und weiterhin an der Leine. Aktivitäten wie leichtes Treppensteigen oder kurzes Spielen können langsam wieder aufgenommen werden.
- Fortlaufende Physiotherapie: Die physiotherapeutischen Maßnahmen werden intensiviert, um den Muskelaufbau weiter zu fördern und die Gelenkbeweglichkeit zu maximieren. Dies beinhaltet möglicherweise Dehnungsübungen, gezielte Stärkung der Muskulatur und weiterführende Hydrotherapie.
- Zweites Kontrollröntgen: Ein weiteres Röntgenbild wird nach 12 Wochen angefertigt, um den Fortschritt der Heilung zu bewerten und sicherzustellen, dass die Knochen vollständig verheilt sind. Diese Untersuchung hilft auch dabei, den Zeitpunkt für die schrittweise Rückkehr zur normalen Aktivität festzulegen.
4. Langzeit-Nachsorge (nach 12 Wochen)
- Steigerung der Aktivität: Abhängig von den Ergebnissen der 12-Wochen-Kontrolle kann der Hund langsam zu seiner normalen Aktivität zurückkehren. Freies Laufen und Spielen ohne Leine sollten jedoch nur nach Freigabe durch den Tierarzt erlaubt werden.
- Weiterführende Physiotherapie: Es wird empfohlen, die physiotherapeutischen Sitzungen fortzusetzen, um die Beweglichkeit zu optimieren und zukünftigen Verletzungen vorzubeugen.
- Implantatentfernung: Gemäß den Richtlinien der AOVET, empfehlen wir das Implantat 6 bis 12 Monate nach der Operation zu entfernen. Die endgültige Entscheidung darüber obliegt selbstverständlich dem Besitzer. Gerne erläutern wir Ihnen aber die Gründe für diese Empfehlung beim Vorgespräch zur Operation.
Durch eine strikte Einhaltung dieser Nachsorgepläne können Sie sicherstellen, dass Ihr Hund eine optimale Heilung erfährt und langfristig schmerzfrei bleibt. In unserer Klinik stehen wir Ihnen während des gesamten Heilungsprozesses zur Seite und bieten umfassende Betreuung sowie spezialisierte Physiotherapieprogramme an. Gerne beraten wir Sie individuell und unterstützen Sie bei jedem Schritt der Genesung Ihres Hundes.
Risiken und Komplikationen der TPLO-Operation
Wie bei jeder Operation gibt es potenzielle Komplikationen:
- Infektionen
- Implantat Lockerungen
- Langsame Knochenheilung
- Späte Meniskusverletzungen: Wenige Hunde können nach der Operation eine Meniskusverletzung entwickeln, die eine weitere Operation erfordert. Dies geschieht meist nach abnormen Bewegungen des Kniegelenks und kommt weniger häufig vor als bei anderen Operationsmethoden wie zum Beispiel der TTA (Tuberositas Tibiae Avancement)
Durch strikte Nachsorge und gezielte physiotherapeutische Maßnahmen lassen sich die meisten Risiken minimieren.
Vereinbaren Sie einen Termin in unserer Klinik
Alle diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen können in unserer Tierklinik durchgeführt werden. Vereinbaren Sie gerne einen Termin zur Beratung und Abklärung bei uns. Wir stehen Ihnen und Ihrem Vierbeiner mit Rat und Tat zur Seite, um die bestmögliche Behandlung sicherzustellen.